Ernährungsindustrie kämpft mit Umsatzrückgang

Ernährungsindustrie kämpft mit Umsatzrückgang
Ernährungsindustrie verzeichnet weiteren Umsatzrückgang im ersten Halbjahr 2024

Der Rückgang des Umsatzes in der deutschen Ernährungsindustrie: Ursachen, Herausforderungen und Chancen

Berlin. Die deutsche Ernährungsindustrie verzeichnete im ersten Halbjahr 2024 einen realen Umsatzrückgang von 1,4 Prozent. Dies ist besonders alarmierend, da die Branche bereits im Jahr 2023 mit Verlusten zu kämpfen hatte und nun einen weiteren Rückschlag hinnehmen muss. Während der Umsatz im Inland um 1,1 Prozent sank, war der Rückgang im Ausland mit 1,6 Prozent noch gravierender. Doch was steckt hinter diesen Zahlen, und welche Maßnahmen sind notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Lebensmittelhersteller zu sichern?

 

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Konjunkturdaten der Ernährungsindustrie im 1. Halbjahr 2024 © Bundesvereinigung Ernährungsindustrie (BVE)

 

Ursachen für den Umsatzrückgang

Einer der Hauptgründe für den rückläufigen Umsatz ist die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit, die Investitionen hemmt und zu Zurückhaltung auf Verbraucherseite führt. Zwar konnte die Branche im Zeitraum von Januar bis Juni 2024 noch 114,5 Milliarden Euro erwirtschaften, doch der Vergleich zum Vorjahreszeitraum (116,1 Milliarden Euro) zeigt die deutliche Abwärtstendenz.

Ein weiterer Faktor ist der stagnierende Inlandsmarkt, auf dem die Preise um 0,6 Prozent leicht zurückgingen. Anders verhält es sich auf dem Exportmarkt, wo die Preise um 0,7 Prozent stiegen, der Umsatz jedoch trotzdem um 0,8 Prozent sank. Die deutsche Ernährungsindustrie steht somit sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene vor großen Herausforderungen.

Leichte Entlastung bei Rohstoffpreisen

Positiv zu vermerken ist der Rückgang der Erzeugerpreisindizes landwirtschaftlicher Produkte, der im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr um 1,9 Prozent gesunken ist. Besonders bei Produkten tierischer Erzeugung war ein Preisrückgang von 4,7 Prozent zu verzeichnen. Doch nicht alle Sektoren profitieren von diesen Preisnachlässen: Die Preise für pflanzliche Erzeugnisse, darunter Speisekartoffeln (+44,6%), Gemüse (+28,8%) und Eier (+9,1%), sind erheblich gestiegen. Dies zeigt, dass die Preisentwicklung in der Ernährungsindustrie stark differenziert ist und Unternehmen sich unterschiedlichen Marktbedingungen anpassen müssen.

Die Stimmung in der Branche: Unsicher, aber stabil

Der ifo-Geschäftsklimaindex, ein wichtiger Indikator für die Stimmung in der deutschen Ernährungsindustrie, zeigte sich im ersten Halbjahr 2024 volatil. Mit einem Durchschnittswert von 99,3 Punkten lag er knapp unter der neutralen Marke von 100, was auf eine verhaltene Geschäftslage hindeutet. Zwar bewerteten Unternehmen ihre aktuelle Lage etwas positiver (101,1 Punkte), doch die Erwartungen für die nächsten sechs Monate sind eher gedämpft. Auffällig ist zudem der negative Trend bei den Beschäftigungserwartungen, was auf mögliche Stellenkürzungen hindeutet.

Bürokratie als Wachstumsbremse

Ein zentrales Problem der Branche ist die zunehmende Bürokratie, die laut dem Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Christoph Minhoff, ein erhebliches Hindernis für die Wettbewerbsfähigkeit darstellt. „Die wachsende Bürokratie ist eine erhebliche Belastung für unsere Unternehmen. Wir müssen den Verwaltungsaufwand dringend reduzieren, damit Innovationen und Investitionen nicht weiter ausgebremst werden,“ fordert Minhoff. Besonders für kleine und mittelständische Unternehmen, die 90 Prozent der Branche ausmachen, bedeutet dies eine zunehmende Herausforderung.

Fazit: Wege aus der Krise

Die deutsche Ernährungsindustrie steht vor einem Wendepunkt. Der Rückgang des realen Umsatzes, die Preisschwankungen bei Rohstoffen und die steigenden Bürokratieanforderungen belasten die Branche enorm. Doch es gibt auch Lichtblicke: Die Preisrückgänge bei einigen Rohstoffen und die weiterhin hohe Qualität deutscher Produkte bieten Chancen auf dem internationalen Markt. Jetzt ist es entscheidend, dass Unternehmen innovative Strategien entwickeln und die Politik die bürokratischen Hürden senkt, um die Branche nachhaltig zu stärken.

 

PSM.Mediengruppe mit Bundesvereinigung Ernährungsindustrie (BVE), Foto: Systembild: Ernährungsindustrie © IStock