Pappenhersteller meldet Insolvenz an

Pappenhersteller meldet Insolvenz an
Köhlerpappen GmbH. Das Unternehmen hat Insolvenz beantragt.© Köhlerpappen GmbH

Tradition trifft auf Krise: Wie ein jahrhundertealtes Unternehmen ums Überleben kämpft

Es gibt Geschichten, die sind so alt wie die Zeit selbst. Die der Köhlerpappen GmbH ist eine davon. Gegründet auf den Grundmauern einer Papiermühle aus dem Mittelalter, hat dieses Unternehmen über Jahrhunderte hinweg Innovationen durchlebt, Kriege überstanden und sich immer wieder neu erfunden. Doch jetzt, im Jahr 2025, steht der Traditionsbetrieb aus Gengenbach in Baden-Württemberg vor seiner vielleicht größten Herausforderung: der Insolvenz.

Ein Traditionsunternehmen in der Krise

Was ist passiert? Die Nachricht traf die Belegschaft wie ein Donnerschlag. Die Köhlerpappen GmbH, ein weltweit angesehener Hersteller von Pappen für die Verpackungs- und Spieleindustrie, hat einen Antrag auf Insolvenz gestellt. 97 Mitarbeiter bangen um ihre Zukunft. Der Geschäftsbetrieb soll zunächst weiterlaufen, die Löhne sind durch das Insolvenzgeld gesichert – ein Hoffnungsschimmer in einer sonst düsteren Lage.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. André Berbuer von der Kanzlei BSK Berbuer Speier Kuhn versucht Zuversicht zu verbreiten. „Der Betrieb ist gut strukturiert und läuft normal weiter“, erklärte er gegenüber der Schwarzwälder Post. Gespräche mit möglichen Investoren laufen bereits. Doch wie konnte es soweit kommen?

Wurzeln im Mittelalter, Herausforderungen der Gegenwart

Köhlerpappen ist mehr als nur eine Fabrik – es ist ein Stück lebendige Geschichte. Die Ursprünge reichen zurück bis ins Jahr 1490, als die „papiermühlin beym gutleuthaus“ hochwertiges Papier für Druckereien in Straßburg sowie Händler in Norddeutschland, Holland und Belgien produzierte.

Fast 400 Jahre später, im Jahr 1889, übernahm Albert Köhler gemeinsam mit Jakob Marz die Gengenbacher Pappenfabrik. Kurz darauf wurde neben der Handpappenproduktion eine Strohpappenfabrik errichtet – eine Pionierleistung in einer Zeit, in der sich industrielle Fertigung gerade erst etablierte. Nach Köhlers Tod führten seine Söhne das Unternehmen weiter, modernisierten die Produktion und stellten nach dem Zweiten Weltkrieg den Betrieb auf neue Materialien um. 2021 wurde das Unternehmen in eine GmbH überführt – ein Schritt, der Modernität und Zukunftssicherung signalisieren sollte. Doch der Markt hat sich gewandelt.

Warum geriet Köhlerpappen in Schieflage?

Die Ursachen für die Insolvenz sind vielschichtig. Steigende Rohstoffpreise, sinkende Nachfrage in der Verpackungsindustrie und der zunehmende Wettbewerbsdruck aus Asien haben dem Unternehmen zugesetzt. Während Nachhaltigkeit und Recycling an Bedeutung gewinnen, hat sich das Geschäftsumfeld drastisch verändert. Viele Unternehmen setzen mittlerweile auf Alternativen zu klassischen Pappen.

Hinzu kommt: Mittelständische Betriebe haben es in Zeiten globaler Unsicherheiten besonders schwer. Energiekosten explodieren, Lieferketten sind instabil, und selbst gut aufgestellte Firmen geraten ins Straucheln. Die Insolvenz von Köhlerpappen ist nicht nur ein Schlag für die Region, sondern wirft auch die Frage auf: Wie können Traditionsunternehmen in einer globalisierten Welt überleben?

Was kommt jetzt?

Trotz der düsteren Aussichten gibt es Hoffnung. Insolvenz bedeutet nicht automatisch das Ende – manchmal ist es ein Neuanfang. Derzeit laufen Gespräche mit potenziellen Investoren, um eine Zukunft für den Betrieb zu sichern. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob ein Käufer gefunden wird oder ob das Unternehmen möglicherweise in neuer Form weiterbestehen kann.

Was bleibt, ist die Erkenntnis: Selbst jahrhundertealte Unternehmen sind nicht unverwundbar. Doch vielleicht liegt genau in dieser langen Geschichte die Stärke, die Köhlerpappen jetzt braucht. Denn wer mehr als 500 Jahre überdauert hat, der weiß, wie man sich immer wieder neu erfindet.

Verwendete Quellen
  • Amtsgericht Offenburg – Insolvenzgericht – 11.03.2025 AZ 10 IN 98/25