Streit um Anleger: Schiffe meiden Timmendorfer Strand

Streit um Anleger: Schiffe meiden Timmendorfer Strand
Timmendorfer Strand baute für 11,8 Mio. Euro eine Seebrücke doch die Reedereien legen nicht an. © Presse Online GmbH

Reedereien verweigern Timmendorfer Strand: Streit um Millionen-Seebrücke eskaliert

Eine Brücke für Millionen und keiner kommt?

Es klingt wie ein Schildbürgerstreich an der Ostsee: Eine hochmoderne, 11,8 Millionen Euro teure Seebrücke wurde in Timmendorfer Strand gebaut – mit großem PR-Wirbel, festem Rundweg über dem Wasser und Anleger für Ausflugsschiffe. Doch nun das: Die Reedereien weigern sich, anzulegen. Der Grund? Zu gefährlich, sagen sie. Zu unbeweglich, kontert das Rathaus.

Was steckt hinter dem Kuriosum, dass ausgerechnet eine touristische Infrastrukturmaßnahme nun den Tourismus behindert? Und was bedeutet das für einen der beliebtesten Urlaubsorte Schleswig-Holsteins?

Reedereien schlagen Alarm: „Bei Wind landen wir am Strand“

Die Kritik kommt nicht von irgendeinem Kapitän sondern von der Chefin der Reederei Böttcher höchstpersönlich. Lisa-Marie Böttcher warnt im NDR:

„Wenn wir Wind haben, gerade so aus nordöstlicher Richtung, dann landen wir sehr schnell am Strand und laufen auf Grund.“

Das Problem sei die Kombination aus Flachwasser, Strömung und Seitenwind. Besonders bei starkem Wind würde das Schiff gegen den Strand gedrückt. Die Gefahr für Ruder und Propeller sei erheblich.

„Technisch geplant aber realitätsfern“

Laut den Reedereien wurde der neue Anleger zu optimistisch geplant: In der Theorie funktional in der Praxis bei wechselnden Wetterbedingungen kaum sicher anzusteuern. Gerade Ausflugsschiffe, die auf flexible Manöver angewiesen sind, scheuen das Risiko.

Stadtverwaltung verteidigt: „Ein Meter mehr Tiefgang!“

Der Bürgermeister von Timmendorfer Strand, Sven Partheil-Böhnke, weist die Kritik scharf zurück. Die Planung sei in enger Abstimmung mit den Fahrgastschiffern erfolgt, versichert er.

„Genauso wurde es dann auch gebaut“, sagt er gegenüber dem NDR. „Wir haben sogar einen Meter mehr Tiefgang als vorher.“

Er bietet sogar praktische Übungseinheiten für Kapitäne an gemeinsam mit ortsansässigen Fischern. Für die Stadt ist der Fall klar: Die Technik stimmt. Die Umsetzung liege nun bei den Reedereien.

Umbau? Zu teuer der Ort sitzt fest

Ein Umbau, zum Beispiel die Verlagerung des Anlegers in tieferes Wasser, wäre laut Verwaltung möglich aber kostenintensiv.
200.000 Euro würden fällig. Für den Bürgermeister keine Option angesichts knapper Kassen.

Das Ergebnis: Stillstand. Schiffe meiden den Ort, Tagesgäste bleiben weg. Ein Imageschaden droht inmitten der Hochsaison.

Wenn Planung Realität trifft und verliert

Die Seebrücke in Timmendorfer Strand steht sinnbildlich für viele kommunale Großprojekte: teuer, ambitioniert, aber schlecht durchdacht.
Was hilft ein schicker Anleger, wenn niemand anlegt? Der Konflikt zwischen Reedereien und Verwaltung wird nun zur Nagelprobe für den Tourismusstandort und könnte Signalwirkung für andere Küstenorte haben.

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Verwendete Quellen
  • ndr.de

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