Klimawandel Bundestagswahl 2025

Klimawandel Bundestagswahl 2025
Ökonom Ottmar Edenhofer © PIK

Klimaschutz im Bundestagswahlkampf: Ignoranz oder Realitätsflucht?

Der unterschätzte Preis des ungebremsten Klimawandels

Osnabrück. Die Debatte um den Klimawandel ist im aktuellen Bundestagswahlkampf erschreckend in den Hintergrund gerückt. Ökonom Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), kritisiert diese Entwicklung scharf. Laut Edenhofer behandeln viele Politiker Klimaschutz als „Luxusthema“, das erst angegangen wird, wenn alle anderen Probleme gelöst sind. Doch diese Haltung blendet aus, dass ein ungebremster Klimawandel bereits jetzt massive Schäden verursacht, die in den kommenden Jahrzehnten exponentiell steigen werden.

Klimafolgen: Sechsmal teurer als Klimaschutz

Edenhofer betont: „Die Schäden des Klimawandels werden bis 2050 sechsmal so hoch liegen wie die Kosten des Klimaschutzes.“ Ein unkontrollierter Temperaturanstieg könnte innerhalb von 25 Jahren einen Produktionseinbruch von bis zu 20 Prozent gegenüber einer Welt ohne Klimaschäden verursachen. Dennoch wird dieses alarmierende Szenario in der politischen Diskussion kaum berücksichtigt.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen sind langfristig günstiger als die Kosten der Untätigkeit. Doch die Herausforderung bleibt, diese Botschaft an die Bevölkerung zu vermitteln, insbesondere an Hausbesitzer, die aktuell vor teuren Sanierungsmaßnahmen stehen. Edenhofer warnt: „Das Jetzt darf nicht gegen das Morgen ausgespielt werden.“

Klimapolitik zwischen Nostalgie und Realität

Edenhofer reagierte insbesondere auf die Ankündigungen der Union, das EU-Verbrennerverbot und das Heizungsgesetz zurückzunehmen, sollte sie die Wahl gewinnen. Solche Rückschritte bezeichnet der Forscher als gefährliche Illusionen: „Es gibt einen Konservativismus, der uns in den Abgrund führen wird.“ Für ihn sei Nostalgie „die Sehnsucht nach einem Ort, an dem wir nie gewesen sind.“

Anstatt alte Strukturen zu romantisieren, fordert Edenhofer eine konservative Klimapolitik, die den Menschen klar vermittelt, was bewahrt wird. Veränderungen seien nur dann akzeptabel, wenn die Bevölkerung nicht das Gefühl habe, der Boden unter den Füßen werde ihr weggezogen.

Transformation als Chance

Die Klimawende sei keine grüne Utopie, sondern das Ergebnis globaler Veränderungen – von der Erderwärmung über geopolitische Verschiebungen bis hin zu neuen wirtschaftlichen Realitäten. Edenhofer fordert von der Politik, die Menschen durch eine klare und zukunftsorientierte Kommunikation mitzunehmen. „Die Politik muss vermitteln, dass Klimaschutz kein hirnloses In-die-Zukunft-Irren ist.“

Fazit: Jetzt handeln statt vertagen

Die Kosten des Nichtstuns übersteigen die Herausforderungen der Klimawende bei weitem. Eine Politik, die Klimaschutz als zukunftssichernde Maßnahme begreift, kann nicht länger warten. Edenhofers Appell ist klar: Deutschland kann nur dann erfolgreich in die Zukunft gehen, wenn es sich bereit ist, neu zu erfinden und gleichzeitig zentrale Werte zu bewahren.

Verwendete Quellen
  • eigene Beobachtung
  • NOZ