Der nächste Absturz? Cityjet kämpft erneut ums Überleben

Cityjet erneut unter Druck: Millionenverlust zwingt Airline in Gläubigerschutz
Die Luftfahrt ist ein hartes Geschäft – und für Cityjet wird es gerade besonders turbulent. Der irische ACMI-Spezialist hat zum zweiten Mal binnen fünf Jahren Gläubigerschutz beantragt. Diesmal sitzt der Schock tief: Das Netto-Defizit beträgt 38,5 Millionen Euro. Was ist passiert – und was bedeutet das für den Luftverkehr in Europa?
Was ist eigentlich ACMI – und wofür steht Cityjet?
Wenn Airlines wie Lufthansa oder Brussels Airlines kurzfristig zusätzliche Flugzeuge benötigen, setzen sie auf sogenannte ACMI-Dienste: Aircraft, Crew, Maintenance, Insurance. Statt selbst Flugzeuge zu beschaffen, mieten sie bei Spezialisten wie Cityjet komplette Flugzeuge samt Besatzung und Wartung – ein flexibles Modell, das in der Branche längst etabliert ist.
Cityjet war hier ein Pionier. Mit ihrer Flotte von aktuell 25 Regionaljets unterstützte die Airline unter anderem Brussels Airlines und Lufthansa zuverlässig bei Nachfragespitzen. Doch genau hier liegt das Problem.
Lufthansa zieht sich zurück – und reißt ein Millionenloch
Der ausschlaggebende Faktor für Cityjets aktuelle Schieflage ist das Auslaufen eines wichtigen Vertrags mit der Lufthansa-Gruppe. Sieben Maschinen stellte die irische Airline bislang bereit – eine lukrative Partnerschaft, die nun endet.
Was bleibt, ist ein gewaltiges Loch in der Bilanz: 38,5 Millionen Euro Schulden, zahlungsunfähig. Der High Court in Dublin prüft nun den zweiten Gläubigerschutzantrag, nachdem Cityjet bereits 2020 während der Corona-Krise eine ähnliche Phase durchlief.
Rückblick: Schon einmal Insolvenz – und trotzdem weitergeflogen
Bereits vor fünf Jahren stand Cityjet am Rand des Abgrunds. Damals rettete ein genehmigter Sanierungsplan den Flugbetrieb – das Netto-Defizit war sogar noch größer: satte 186 Millionen Euro. Und tatsächlich – Cityjet schaffte den Neustart. Ende 2023 folgte die Fusion mit der spanischen Air Nostrum. Gemeinsam mit Hibernian Airlines entstand eine neue Gruppe, die auch weiterhin ACMI-Dienste für Branchengrößen wie SAS, Lufthansa und Air France anbietet.
Doch der Erfolg war offenbar nicht von Dauer. Trotz Expansion bleibt die wirtschaftliche Lage fragil.
Was bedeutet das für den europäischen Flugverkehr?
Cityjets Fall ist kein Einzelfall, sondern ein Symptom eines härter werdenden Wettbewerbs. Airlines benötigen Flexibilität – aber gleichzeitig sind sie in der Kostenkontrolle gnadenlos. Wenn Verträge auslaufen oder Flugpläne angepasst werden, geraten kleine Anbieter schnell ins Trudeln.
Für die Kunden-Airlines ist das Modell praktisch – für Anbieter wie Cityjet ein Hochseilakt ohne Netz. Auch die Fusion mit Air Nostrum konnte den Absturz offenbar nicht dauerhaft verhindern.
Und jetzt? Hoffnung auf neue Verträge oder das endgültige Aus?
Noch im Mai sollen Gespräche zur Zukunft von Cityjet stattfinden. Die große Frage: Gelingt erneut ein Sanierungsplan – oder folgt das endgültige Grounding? Der Markt für ACMI-Dienste ist grundsätzlich intakt, aber Cityjet muss nun sehr schnell neue Partnerschaften sichern, um das Steuer noch einmal herumzureißen.
Ein Weckruf für die Luftfahrtbranche
Was lernen wir aus dem Fall Cityjet? Wer in der zweiten Reihe der Luftfahrt operiert, darf sich keine langen Durststrecken leisten. Der Druck auf kleine Anbieter wächst, und ohne stabile Verträge droht schnell der finanzielle Sinkflug.
Bleibt zu hoffen, dass Cityjet nicht zum tragischen Beispiel einer Branche wird, die von außen glänzt – und von innen kämpft.
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