Luhansk erobert? Putins gefährliches Spiel mit der Geschichte

Putin verkündet Teilerfolg doch der Preis ist historisch hoch
Russlands Machthaber Wladimir Putin scheint seinem nächsten Kriegsziel nähergekommen zu sein: Laut Angaben der von Moskau eingesetzten Besatzungsbehörden ist die ostukrainische Region Luhansk vollständig unter russischer Kontrolle. Eine offizielle Bestätigung des Verteidigungsministeriums in Moskau fehlt zwar noch doch oft folgt diese mit Verzögerung. Sollte sich die Meldung bewahrheiten, wäre es ein symbolträchtiger Etappensieg in Putins imperialem Feldzug gegen die Ukraine.
Dabei geht es längst nicht mehr nur um militärische Geländegewinne. Es geht um Deutungshoheit, um Geschichte und um das Narrativ eines „großrussischen Reiches“, das Moskau mit aller Gewalt wiederherstellen will.
Der Krieg als Rückgriff auf Zarenmythen
Putins Vision von Noworussia: Mehr als ein Krieg, eine Ideologie
Schon 2022 erklärte Putin mehrere ukrainische Regionen darunter auch Luhansk zu „integralen Bestandteilen Russlands“. Das sei kein taktischer Schachzug, sondern Ausdruck einer tief verankerten Weltanschauung. Putin spricht offen von „Noworussia“, einem historischen Konstrukt, das auf das 18. Jahrhundert zurückgeht und von Zarin Katharina der Großen geprägt wurde.
Doch die imperialen Fantasien reichen noch weiter zurück: Der Kreml missbraucht gezielt die Geschichte der „Kiewer Rus“ eines mittelalterlichen Vielvölkerstaates um zu behaupten, die Ukraine habe nie existiert. Historiker weltweit widersprechen vehement. Doch im Kreml zählt nicht wissenschaftliche Korrektheit, sondern politische Wirksamkeit.
Der Preis für Moskaus Expansion
Bombenterror, Propaganda, Menschenleben und die kulturelle Auslöschung
Seit Jahresbeginn intensiviert Russland seine Angriffe auf ukrainische Städte. Immer öfter treffen Bomben zivile Ziele: Wohnhäuser, Kindergärten, Krankenhäuser. Parallel rücken Truppen im Osten weiter vor. Zuletzt sollen sie das Dorf Dachnoje in der Region Dnipropetrowsk eingenommen haben auch das bleibt vorerst unbestätigt.
Putins Regime zielt dabei nicht nur auf Land sondern auf Identität. Die ukrainische Kultur, Sprache und Selbstständigkeit sollen ausgelöscht werden. Das ist kein Nebeneffekt es ist erklärtes Ziel.
Luhansk: Zwischen Krieg und Propaganda
Ein Etappensieg mit Sprengkraft
Die Region Luhansk war bereits 2014 teilweise von russischen Separatisten besetzt worden. Nach Kriegsbeginn 2022 eroberte Moskau große Teile, die Ukraine konnte in ihrer Gegenoffensive einige Gebiete zurückgewinnen. Nun scheint der vollständige Verlust bevorzustehen.
Für Putin wäre das ein inszenierbarer Propagandasieg ein weiterer „Beweis“, dass seine imperiale Erzählung auf fruchtbaren Boden fällt. Und ein Signal an die Welt: Russland nimmt sich, was es beansprucht. Unabhängig von Völkerrecht, Ethik oder menschlichem Leid.
Geschichte wiederholt sich nicht sie wird instrumentalisiert
Die russische Erzählung vom „einen Volk“ mag historisch konstruiert sein doch sie entfaltet reale Gewalt. Wenn Diktator Putin in Luhansk einen Teilerfolg feiert, dann feiert er auch den Fortschritt eines gefährlichen Narrativs. Es liegt an uns, dieses Narrativ zu durchbrechen mit Wahrheit, Solidarität und Aufmerksamkeit.
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