Sprick Cycle ist insolvent

Traditionsunternehmen in der Krise: Sprick Cycle GmbH meldet Insolvenz an
Gütersloh. Die traditionsreiche Sprick Cycle GmbH aus Gütersloh hat zum Jahresende Insolvenz angemeldet. Auch die Muttergesellschaft, die Sprick Holding GmbH, ist betroffen, einschließlich ihrer Produktionsstätte in Polen. Das Amtsgericht Bielefeld setzte den Rechtsanwalt Axel Geese als vorläufigen Insolvenzverwalter ein. Die Zukunft des Unternehmens und seiner über 500 Mitarbeitenden ist ungewiss.
Wirtschaftliche Schieflage zeichnet sich ab
Bereits 2023 wies die Sprick Cycle GmbH einen Verlust von über sechs Millionen Euro aus. Das Unternehmen, das zu Spitzenzeiten mehr als 112 Millionen Euro Umsatz erzielte, kämpfte in den vergangenen Jahren mit Absatzproblemen. Die angespannte Lage in der Fahrradbranche und die sich verschlechternde Liquidität seit 2022 trugen zur aktuellen Situation bei.
Die Insolvenz betrifft nicht nur den Standort in Gütersloh, sondern auch die Produktionsstätte in Świebodzin, Polen. Diese spielt eine zentrale Rolle bei der Belieferung europäischer Märkte, unter anderem für die Woom GmbH, einen österreichischen Anbieter von Kinder- und Jugendrädern.
Familienunternehmen mit langer Tradition
Die Geschichte der Sprick Cycle GmbH reicht bis ins Jahr 1922 zurück, als Julius Sprick in Gütersloh einen Fahrradgroßhandel gründete. 1989 begann das Unternehmen mit der eigenen Fahrradproduktion. Nach einer ersten Insolvenz in den 2000er-Jahren wurde die heutige Sprick Cycle GmbH gegründet, die zuletzt als Tochtergesellschaft der Sprick Holding GmbH operierte.
Das Unternehmen spezialisierte sich auf die Produktion von Fahrrädern im Auftrag branchenfremder Kunden. Unter Marken wie „Senator“, „Crown“ oder „Performance“ bediente Sprick insbesondere das untere Preissegment – vor allem über Discounter und Online-Plattformen. Trotz der traditionsreichen Geschichte konnte das Unternehmen dem Wettbewerbsdruck in der Branche nicht standhalten.
Zukunft ungewiss
Die Insolvenz wirft viele Fragen auf: Was passiert mit den über 500 Mitarbeitenden? Werden bestehende Aufträge abgewickelt? Welche Perspektiven hat das Unternehmen in einer Branche, die nach einem Boom in den Corona-Jahren nun mit Nachfragerückgängen und Überkapazitäten kämpft?
Die Chancen für eine Rettung hängen von der Marktentwicklung und potenziellen Investoren ab. Die traditionsreiche Geschichte von Sprick und die Produktionskapazitäten könnten Investoren dennoch Anreize bieten. Bislang hat sich der vorläufige Insolvenzverwalter nicht zu möglichen Rettungsplänen geäußert.
Perspektiven der Fahrradbranche
Die Fahrradbranche befindet sich nach einem Rekordabsatz während der Pandemie aktuell in einer schwierigen Phase. Eine Übersättigung des Marktes und sinkende Nachfrage erschweren den Wettbewerb. Unternehmen wie Sprick Cycle GmbH, die vor allem das untere Preissegment bedienen, sind hiervon besonders betroffen. Dennoch besteht Hoffnung: Nachhaltigkeit und die steigende Beliebtheit von E-Bikes könnten zukünftig neue Möglichkeiten für die Branche schaffen.
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu klären, ob und wie die Sprick Cycle GmbH ihre über hundertjährige Geschichte fortsetzen kann.
- radmarkt.de