Belgien sagt Nein zum Ausstieg – und Ja zur Atomkraft

Belgiens Atom-Comeback: Warum das Land seinen Atomausstieg rückgängig macht
Es wirkt fast wie eine energiepolitische Kehrtwende mit Ansage: Belgien macht seinen Atomausstieg rückgängig. Mit deutlicher Mehrheit stimmte das Parlament in Brüssel für ein Gesetz, das die Laufzeit bestehender Reaktoren verlängert – und sogar den Bau neuer Anlagen erlaubt. Doch warum jetzt, warum dieser Richtungswechsel? Und was bedeutet das für Deutschland und Europa?
Der Rückzug vom Rückzug: Ein Land unter Strom
Belgiens Atompolitik war einst ein Symbol für die Energiewende – nun wird sie zum Hoffnungsträger in der Energiekrise. Bereits 2003 hatte das Land den schrittweisen Atomausstieg beschlossen, doch die Realität hat diesen Plan überholt. Die Energiepreise explodierten nach dem Krieg in der Ukraine, die Klimaziele rücken näher, und die Versorgungssicherheit steht auf dem Spiel.
Der französische Energiekonzern Engie betreibt die belgischen Reaktoren – zwei in Doel, zwei in Tihange. Ursprünglich sollten sie 2025 vom Netz gehen, doch bereits 2022 hatte die damalige Regierung eine Verlängerung für Doel 4 und Tihange 3 durchgesetzt. Nun sollen auch Doel 2 und Tihange 1 weiterlaufen – sofern sich ein Betreiber findet.
Reaktoren am Limit: Jahrzehnte in Betrieb – und kein Plan B?
Die Technik dieser Reaktoren ist alles andere als jung: Einige von ihnen sind seit fast 50 Jahren am Netz. Das neue Gesetz schafft die juristische Grundlage für eine Verlängerung, doch ohne Betreiber ist es nur ein Papiertiger. Engie, bislang zentraler Partner, winkt ab: Atomkraft passe nicht mehr zur Konzernstrategie. Ob sich neue Interessenten finden lassen? Fraglich.
Der Energieminister Mathieu Bihet bleibt dennoch optimistisch: „Wir führen Gespräche“, erklärte er gegenüber dem Radiosender Bel-RTL. Doch die Zeit drängt. Und mit ihr die Sorge: Steht Belgien bald mit einem Gesetz – aber ohne Kraftwerksbetreiber da?
Europas neue Atom-Offensive: Belgien ist kein Einzelfall
Belgien ist längst nicht allein. Frankreich setzt auf neue Atomkraftwerke, Schweden ebenso. Italien, jahrzehntelang atomfrei, plant ein Comeback. Und sogar Dänemark, sonst Vorreiter in Wind und Sonne, denkt laut über Atomstrom nach.
Die Gründe? Klimaziele, geopolitische Abhängigkeiten und die Unsicherheit bei Gas und Öl. Strom aus Kernenergie gilt als CO₂-frei und grundlastfähig – zwei Argumente, die in der Energiekrise schwer wiegen. Die belgische Regierung spricht daher offen davon, Atomkraft als Klimaschutzmaßnahme zu betrachten. „Wir brauchen sie, um den CO₂-Ausstoß zu senken“, so Bihet.
Zwischen Risiko und Rettung: Ist Atomkraft ein Ausweg?
Doch die Entscheidung polarisiert. Während die einen von einer „Rückkehr der Vernunft“ sprechen, warnen Kritiker vor Sicherheitsrisiken, hohen Kosten und ungelöster Endlagerfrage. Vor allem Deutschland blickt skeptisch nach Westen – auch wegen der Nähe der Reaktoren zur Grenze.
Ist Belgien also Vorreiter oder Rückschritt? Das bleibt abzuwarten. Klar ist: Die Energiezukunft Europas wird ohne die Debatte um Atomkraft nicht auskommen. Und Belgien steht dabei erneut im Zentrum – diesmal als Land, das mutig gegen den Strom schwimmt.
Ein Signal mit Sprengkraft
Belgien hat sich entschieden – gegen den geplanten Atomausstieg und für eine Zukunft mit Reaktoren. Der Schritt kommt zur rechten Zeit, ist aber nicht ohne Risiko. Ob andere Staaten folgen oder die Entscheidung zum politischen Bumerang wird, hängt auch davon ab, ob Belgien fähige Partner findet – und das Vertrauen der Bevölkerung behält.
Was denken Sie? Ist Atomkraft der richtige Weg aus der Energiekrise? Diskutieren Sie mit uns in den Kommentaren!
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- Nachrichtenagentur AFP