Boeing baut 17.000 Arbeitsplätze ab

Boeing in der Krise: Massive Stellenstreichungen und Verzögerungen beim 777X-Jet
Steht Boeing vor dem Aus?
Seattle. Boeing, einer der größten Flugzeughersteller der Welt, steckt tief in der Krise. Inmitten von Tarifkonflikten und finanziellen Herausforderungen hat das Unternehmen nun drastische Maßnahmen angekündigt: Rund 10 % der Belegschaft, etwa 17.000 Mitarbeiter, sollen das Unternehmen verlassen. Gleichzeitig verzögert sich die Auslieferung des neuen Langstreckenflugzeugs 777X um ein weiteres Jahr. Diese Entwicklungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Luftfahrtbranche, sondern werfen auch ein Schlaglicht auf Boeings langfristige Überlebensfähigkeit.
Hintergrund: Ein angeschlagenes Unternehmen
Boeing hat bereits seit einigen Jahren mit verschiedenen Problemen zu kämpfen. Der US-Flugzeughersteller, der traditionell als starker Konkurrent zu Airbus auftritt, sieht sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Angefangen bei technischen Problemen bei der 737 MAX-Reihe bis hin zu den Folgen der COVID-19-Pandemie, die die gesamte Luftfahrtindustrie erschüttert hat. Hinzu kommen jetzt tiefrote Zahlen: Im dritten Quartal 2024 gab Boeing einen Verlust von 9,97 Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 17,8 Milliarden Dollar bekannt.
Diese Zahlen sind alarmierend, aber nicht überraschend. Boeing ist mit über 60 Milliarden Dollar verschuldet und steht unter dem Druck, seine finanzielle Lage zu stabilisieren. Der jüngste Stellenabbau soll dazu beitragen, die Kosten zu senken, allerdings stellt sich die Frage, ob dies ausreichen wird, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.
Tarifstreit verschärft die Lage
Ein weiterer großer Belastungsfaktor ist der laufende Streik von 33.000 Arbeitern an der Westküste der USA. Seit dem 13. September legen diese Boeing-Mitarbeiter die Arbeit nieder und fordern unter anderem eine Gehaltserhöhung von 40 % über vier Jahre sowie die Wiedereinführung einer leistungsbasierten Altersversorgung, die vor einigen Jahren abgeschafft wurde.
Der Arbeitskampf kostet Boeing Schätzungen zufolge rund eine Milliarde Dollar pro Monat. Besonders problematisch: Die Tarifverhandlungen sind zuletzt gescheitert, nachdem Boeing sein verbessertes Angebot zurückgezogen hat. Die Gewerkschaft lehnt das Angebot, das eine Gehaltserhöhung von 30 % über vier Jahre und verbesserte Altersvorsorgeleistungen vorsieht, weiterhin ab.
Verzögerungen beim 777X-Jet
Zusätzlich zu den Personalproblemen sieht sich Boeing mit technischen und produktionstechnischen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Auslieferung des neuen 777X-Jets, der als eines der Vorzeigeprojekte des Unternehmens gilt, wird um ein weiteres Jahr verschoben. Dies ist ein Rückschlag für Boeing, da das Flugzeug als Hoffnungsträger für den Langstreckenmarkt galt.
Experten gehen davon aus, dass die Verzögerung beim 777X nicht nur Kunden verärgert, sondern auch Boeings Ruf in der Branche weiter schädigt. Airlines, die bereits auf das Flugzeug gewartet haben, müssen nun alternative Pläne schmieden – was zu weiteren Vertragsstornierungen und finanziellen Einbußen für den Konzern führen könnte.
Auswirkungen auf die Börse und die Zukunft des Konzerns
Die negativen Nachrichten haben auch die Anleger verunsichert: Die Boeing-Aktie fiel nach der Bekanntgabe des Stellenabbaus im nachbörslichen Handel um 2,3 %. Dies ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass das Vertrauen in den Konzern schwindet. Angesichts der hohen Verschuldung und der anhaltenden operativen Probleme stellt sich die Frage, wie Boeing seine Krise überwinden kann.
Fazit: Ein Konzern im Überlebenskampf
Die Krise bei Boeing ist tiefgreifend und vielschichtig. Der Konzern kämpft an mehreren Fronten: Tarifstreit, technische Probleme, finanzielle Verluste und chronische Lieferverzögerungen. Der angekündigte Stellenabbau und die Verzögerung beim 777X-Jet sind symptomatisch für die Herausforderungen, mit denen Boeing konfrontiert ist. Ob diese Maßnahmen jedoch ausreichen werden, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen, bleibt abzuwarten.
Für die Luftfahrtindustrie und Boeing selbst sind dies entscheidende Zeiten. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Konzern in der Lage ist, die Krise zu überwinden und sich neu zu positionieren – oder ob tiefgreifendere Maßnahmen erforderlich sein werden, um das Überleben des Unternehmens zu sichern.
Wie wird sich die Luftfahrtindustrie angesichts dieser Entwicklungen verändern? Diskutieren Sie in den Kommentaren oder teilen Sie diesen Beitrag, um das Gespräch fortzusetzen!
PSM.Media- Nachrichtenagentur mit Reuters, Foto: Systembild: Boeing © IStock