Baidoa. Die schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten haben in Somalia bereits zu erheblicher Zerstörung geführt. Bislang mussten 695.000 Menschen ihre Häuser verlassen, darunter auch Kinder. Mindestens 94 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Diese katastrophalen Überschwemmungen folgen auf vier Jahre extremer Dürre, die zu einer starken Zunahme von Armut und Hunger geführt haben. Bashir Said, der nationale Programmleiter der SOS-Kinderdörfer in Somalia, äußerte sich besorgt: „Zu der bereits existierenden Katastrophe sind nun auch noch die Überschwemmungen hinzugekommen, was das Leid der Menschen ins Unermessliche steigert.“ Es besteht die Befürchtung, dass die starken Regenfälle bis zum Jahresende anhalten werden.
Auch die Einrichtungen der SOS-Kinderdörfer sind von dieser Krise betroffen. Acht von den SOS-Kinderdörfern unterstützte Schulen in Baidoa im Südwesten des Landes wurden beschädigt und mussten geschlossen werden. Baidoa ist eines der Hauptaufnahmezentren für Binnengeflüchtete in Somalia, wo Hunderttausende Menschen in Lagern leben. Bashir Said betont: „Die Geflüchteten sind auf die Unterstützung der Gemeinden angewiesen, aber jetzt sind beide Gruppen in Not und benötigen dringend Hilfe.“
In Berdale, ebenfalls im Südwesten gelegen, wurden das Büro sowie ein Lagerhaus der SOS-Kinderdörfer von den Wassermassen zerstört. Hilfsgüter wurden entweder vernichtet oder weggeschwemmt, und SOS-Mitarbeitende haben ihre Wohnungen verloren und leben nun in Sammelunterkünften. Die zerstörten Zufahrtswege und Infrastruktur behindern zudem die Durchführung von Hilfsmaßnahmen erheblich.
Die SOS-Kinderdörfer befürchten, dass sich die Situation weiter verschärfen wird. Schätzungen zufolge werden rund 1,7 Millionen Somalier und Somalierinnen aufgrund der aktuellen Überschwemmungen ihre Existenzgrundlage verlieren. Dies verstärkt die ohnehin schon vorhandene Hungerkrise, und es wird erwartet, dass Cholera- und Malariaerkrankungen weiter zunehmen.
Die SOS-Kinderdörfer haben bereits mehr als 27.000 Menschen, die von dieser Katastrophe betroffen sind, unterstützt. Dazu gehören die Verteilung von Lebensmitteln, Hygiene-Kits und Gegenständen des täglichen Bedarfs. In Baidoa erhielten 300 Familien Bargeldzuschüsse. Die Kinder erhalten psychosoziale Unterstützung von den SOS-Mitarbeitenden, und unterernährte Kinder werden mit Zusatznahrung versorgt. Mobile Ärzteteams sind in den Auffanglagern tätig, um erkrankte Kinder zu behandeln. Dennoch betont Bashir Said: „Der Bedarf übersteigt bei weitem unsere Kapazitäten. Wir benötigen dringend mehr Unterstützung, um das Leid der Kinder und Familien in Somalia zu lindern.“