Baerbock soll Präsidentin der UN-Generalversammlung werden

Annalena Baerbock vor neuer Herausforderung: UN-Top-Job als logischer Karriereschritt?
Berlin. Annalena Baerbock steht vor einem bedeutenden Schritt auf der internationalen Bühne: Die scheidende deutsche Außenministerin soll Anfang Juni zur Präsidentin der UN-Generalversammlung gewählt werden. Eine reine Formsache, so heißt es aus Diplomatenkreisen. Doch was bedeutet das für Deutschland, für die Vereinten Nationen – und für Baerbock selbst?
Ein Amt mit Symbolkraft
Die Präsidentin der UN-Generalversammlung ist nicht zu verwechseln mit dem UN-Generalsekretär. Während António Guterres das operative Geschäft der Vereinten Nationen führt, ist die Präsidentin der Generalversammlung für die Organisation und Leitung der Sitzungen des wichtigsten UN-Gremiums zuständig. Mit der wachsenden Bedeutung der Generalversammlung – auch wegen der häufigen Blockaden im UN-Sicherheitsrat – kommt dieser Position eine stärkere politische Strahlkraft zu.
Die Besetzung des Amts folgt einem rotierenden System unter den Regionalgruppen der UN-Mitgliedstaaten. In der kommenden Sitzungsperiode steht das Amt der Gruppe „Westeuropäer und andere“ zu, und Deutschland hat sich frühzeitig das Besetzungsrecht gesichert. Mit Baerbocks Kandidatur unterstreicht Deutschland seinen Anspruch auf eine führende Rolle in den Vereinten Nationen – und sendet ein klares Signal in Richtung der geplanten Kandidatur für einen nichtständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat 2027/28.
Ein Abschied aus der Innenpolitik
Mit der Übernahme des neuen Amts wird Baerbock ihr Bundestagsmandat niederlegen. Damit endet auch ihre Rolle in der deutschen Innenpolitik – zumindest vorerst. Noch im März hatte sie aus persönlichen Gründen auf eine Führungsrolle in der neuen Grünen-Bundestagsfraktion verzichtet. Der Rückzug aus der nationalen Politik kommt nicht überraschend: Nach einem intensiven Außenministerinnen-Mandat, einem fordernden Wahlkampf 2021 als erste Kanzlerkandidatin der Grünen und der erst kürzlich bekannt gewordenen Trennung von ihrem Ehemann Daniel Holefleisch scheint für Baerbock nun eine neue Phase zu beginnen.
Herausforderung und Chance
Doch ist dieses Amt nur eine Übergangslösung oder der nächste logische Karriereschritt? Die meisten ihrer Vorgänger waren zuvor Außenminister – Baerbock reiht sich in eine lange Liste international erfahrener Politiker ein. Dass Deutschland nun nicht mehr auf eine karriere-diplomatische Besetzung – ursprünglich war die erfahrene Top-Diplomatin Helga Schmid vorgesehen – setzt, sondern eine Politikerin ins Rennen schickt, ist eine bewusste strategische Entscheidung. Man will politisches Gewicht in die UN-Generalversammlung bringen und Deutschlands internationale Rolle betonen.
Was kommt nach New York?
Im Mai wird Baerbock in New York ihr Arbeitsprogramm vorstellen – eine Blaupause für ihre Amtszeit. Spannend wird sein, welche Schwerpunkte sie setzen will. Klimapolitik? Menschenrechte? Multilaterale Reformen? Ihr Erfolg wird nicht nur für die UN wichtig sein, sondern auch darüber entscheiden, welche Türen ihr nach der Amtszeit offenstehen. Wer weiß – vielleicht kehrt sie eines Tages doch noch in die deutsche Politik zurück?
Sicher ist: Annalena Baerbock bleibt eine der prägenden politischen Figuren unserer Zeit. Und während sie sich auf das diplomatische Parkett der Vereinten Nationen begibt, wird die Welt genau beobachten, wie sie diese neue Herausforderung meistert.
Verwendete Quellen
- Focus
- Eigene Recherche