Amoklauf in Graz: Waffenrecht im Visier der Kritik

Nach Amoklauf in Graz: Österreichs Waffengesetze unter Druck
Ein tödlicher Montag und die Folgen
Es ist ein Tag, der sich tief ins kollektive Gedächtnis einbrennt: Am Montag stürmt ein 21-jähriger Mann mit einer Schusswaffe eine Schule in Graz. Elf Menschen sterben, viele weitere werden verletzt, seelisch erschüttert oder traumatisiert. Nur Stunden nach der Tat beginnt die gesellschaftliche Aufarbeitung und sie kreist um eine Frage, die lange unbeantwortet blieb: Wie sicher sind unsere Schulen? Und warum ist es in Österreich so einfach, an eine Waffe zu kommen?
Österreichs Waffenrecht ein gefährliches Schlupfloch?
Im Unterschied zu Deutschland gilt in Österreich ein vergleichsweise lockeres Waffenrecht. Schon mit 18 Jahren darf man bestimmte Gewehre legal erwerben. Für Faustfeuerwaffen wie sie der Attentäter benutzte reicht eine Waffenbesitzkarte, die nach einem kurzen psychologischen Test ausgestellt wird. Genau das ist hier geschehen. Der Täter hatte legal Zugang zu der Waffe, mit der er tötete.
Diese Tatsache wirft schwerwiegende Fragen auf: Reichen psychologische Tests aus? Werden Waffenscheine zu leicht vergeben? Und ist die Schwelle, eine tödliche Waffe zu erwerben, in Österreich schlichtweg zu niedrig?
Bürgermeisterin Kahr: „Waffen haben in Privathand nichts verloren“
Elke Kahr, Bürgermeisterin von Graz, reagierte emotional aber auch bestimmt. Im ORF-Interview machte sie deutlich: „Waffen sollten nur unsere Exekutive tragen, keine Privatpersonen.“ Die aktuelle Rechtslage kritisierte sie als zu lasch. Ihre Forderung: ein klares Verbot von Waffen in Privatbesitz.
In einer Sondersitzung mit der Stadtregierung wurden bereits Konsequenzen diskutiert. Doch Kahr mahnt zur Besonnenheit: Jetzt sei die Zeit für Trauer und Hilfe, nicht für parteipolitische Debatten. „Der Fokus liegt auf den Betroffenen“, so die Bürgermeisterin.
Schulen im Fokus, Jugendliche setzen Zeichen
Ein Hoffnungsschimmer inmitten der Trauer: Am Mittwochabend um 18 Uhr rufen Jugendorganisationen und der Grazer Jugendbeirat zu einer öffentlichen Solidaritätsaktion auf. „Es geht darum, Erklärungen zu geben, Beistand zu leisten, Sicherheit zu vermitteln“, so Kahr.
Diese Initiative zeigt: Die junge Generation schweigt nicht sie fordert Aufklärung, Mitsprache und Veränderung. Schulen sollen wieder zu Orten werden, an denen man lernt, lacht, lebt und nicht um sein Leben fürchten muss.
Ein Weckruf für ganz Österreich
Der Amoklauf in Graz ist nicht nur eine lokale Tragödie – er ist ein politischer Weckruf. Österreich muss sich der Frage stellen, ob die bestehenden Waffengesetze noch zeitgemäß sind. Wer den Besitz von Waffen erlaubt, trägt Verantwortung für jedes Leben, das damit genommen werden kann.
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