Köln: Ford-Beschäftigte protestieren gegen Stellenabbau

Ford-Mitarbeiter setzen ein starkes Zeichen: Die Zukunft des Kölner Standorts steht auf dem Spiel
Der Konflikt zwischen Ford und der Gewerkschaft IG Metall erreicht eine neue Eskalationsstufe. Am Dienstagabend versammelten sich rund 100 Ford-Beschäftigte vor dem Werksgelände in Köln, um ihrem Unmut Luft zu machen. In einer eindrucksvollen Protestaktion hielten sie Fackeln in den Händen, während ein Beamer eine unmissverständliche Botschaft auf die Hallenwand projizierte: „Fuck you – wir bleiben“. Darunter prangte das Logo der IG Metall.
Doch hinter dieser drastischen Darstellung steckt eine tiefgreifende Verunsicherung. Denn der US-Mutterkonzern Ford hat die sogenannte Patronatserklärung für seine deutsche Tochter aufgehoben – ein finanzielles Schutznetz, das nun nicht mehr existiert. Diese Entscheidung verschärft die Unsicherheit der Beschäftigten und setzt die Gewerkschaft unter Zugzwang.
Ein Standort in der Abwärtsspirale?
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Noch vor drei Jahren zählte Ford in Köln 18.500 Mitarbeitende. Heute sind es nur noch 12.700. Und das ist erst der Anfang, warnt David Lüdtke, IG-Metall-Sprecher bei Ford in Köln: „Im Herbst 2024 wurde bekannt, dass die Belegschaft innerhalb von drei Jahren um 2.900 Stellen schrumpfen soll. Wenn das so weitergeht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Standort komplett infrage steht.“
Neben den massiven Stellenstreichungen gibt es auch einen deutlichen Auftragsrückgang in der Entwicklungsabteilung und in der Produktion. Die Gewerkschaft spricht von einem „Sterben auf Raten“.
Ein strategischer Druck oder ein klares Abstoßsignal?
Die Entscheidung des Ford-Managements, die Patronatserklärung zu kippen, hat weitreichende Konsequenzen. Bisher haftete der US-Mutterkonzern für die Schulden seiner deutschen Tochter – doch diese Rückversicherung ist nun gefallen. „Das ist ein massiver Angriff, um die Belegschaft unter Druck zu setzen“, analysiert Lüdtke. „Eine Insolvenz ist jetzt möglich, und damit ist der gesamte Standort in seiner Existenz bedroht.“
Zwar beteuert das Management, dass der Standort Köln weiterhin eine Rolle in der Unternehmensstrategie spielen soll, doch klare Zukunftspläne fehlen. Stattdessen herrscht Unklarheit darüber, welche Modelle in Köln produziert werden sollen und wie sich die langfristige Strategie für den deutschen Markt gestaltet. Die Belegschaft fordert Antworten.
Der Kampfgeist wächst
Die Protestaktion am Dienstag war dabei nur ein Vorgeschmack auf das, was kommen könnte. „Die Gewerkschaft wird jetzt nicht kuschen“, versichert Lüdtke. „Im Gegenteil: Dieser Tiefschlag des Arbeitgebers hat die Entschlossenheit zu einem Arbeitskampf in der Belegschaft maximal gesteigert.“
Schon am Mittwoch steht eine Betriebsversammlung an, bei der die nächsten Schritte besprochen werden. Die IG Metall signalisiert Kampfbereitschaft und macht klar: Sollte das Management weiter mauern, könnte es zu harten Auseinandersetzungen kommen.
Ob Ford in Köln eine Zukunft hat oder ob hier schleichend das Licht ausgeht – das wird in den kommenden Monaten entschieden. Eines steht jedoch fest: Die Belegschaft ist nicht bereit, kampflos aufzugeben.
- Mit Informationen der Gewerkschaft IG Metall