Pflegeanbieter ist insolvent: Stiftung Langwied aus Saarbrücken

Managementfehler und finanzielle Engpässe: Pflegeanbieter Stiftung Langwied meldet Insolvenz an
Ein Traditionsunternehmen gerät ins Wanken: Die Stiftung Langwied aus Saarbrücken, ein bedeutender Pflegeanbieter in der Region, hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Der Grund? Managementfehler aus der Vergangenheit, die sich nun rächen. Doch es gibt Hoffnung: Entlassungen sollen weitgehend vermieden werden, und der Betrieb läuft vorerst uneingeschränkt weiter.
Früherer Kurs mit fatalen Folgen
Als Direktor Maik Müller zu Jahresbeginn die Leitung übernahm, stieß er schnell auf beunruhigende Zahlen. „Es war sofort klar, dass wir hier in eine finanzielle Schieflage geraten sind. Die drohende Zahlungsunfähigkeit war kein bloßer Schatten am Horizont, sondern eine sehr reale Gefahr“, erklärt Müller.
Die Stiftung, die unter anderem das Altenheim Langwiedstift in Saarbrücken mit 134 Betten sowie das Willi-Graf-Haus in Burbach mit bald voll belegten 60 Plätzen betreibt, beschäftigt insgesamt 263 Mitarbeiter. Zusätzlich umfasst ihr Portfolio fünf Jugendhilfeeinrichtungen. Trotz der angespannten finanziellen Lage betont Müller: „Für die betreuten Personen gibt es keinen Grund zur Sorge. Weder in der Seniorenbetreuung noch in der Jugendhilfe werden Leistungen gekürzt.“
Insolvenz als Neustart?
Der Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Andreas Liebaug von der Kanzlei Staab & Kollegen, ist optimistisch: „Das Unternehmen hat zwar rote Zahlen geschrieben, aber eine tragfähige Zukunftsperspektive. Die Sanierungschancen stehen gut.“ Die größten Gläubiger seien neben Banken auch die Bundesagentur für Arbeit, die mit dem Insolvenzgeld zunächst die Gehaltszahlungen sichert.
Müller plant eine umfassende Umstrukturierung: „Wir dürfen nur das tun, was refinanziert ist. Ohne eine nachhaltige Finanzierung durch die öffentliche Hand wird es nicht gehen.“ Die Verhandlungen mit den Banken laufen bereits. Ziel ist es, die Stiftung noch in diesem Jahr aus dem Insolvenzverfahren zu entlassen.
Keine Entlassungswelle, aber harte Einschnitte
Auch wenn es keine umfangreichen Entlassungen geben soll, werden gezielte Kürzungen notwendig sein. Details dazu bleiben jedoch vage. „Unsere flüssigen Mittel hätten für eine Sanierung aus eigener Kraft nie gereicht“, räumt Müller ein. Dennoch ist er zuversichtlich, dass die Stiftung durch die kommenden Veränderungen wieder auf sicheren finanziellen Boden kommt.
Die Ursachen der Krise sieht Müller klar im früheren Management, bleibt jedoch diplomatisch: „Wir müssen nach vorne schauen, nicht Schuldige suchen.“ Anwalt Liebaug ergänzt, dass keine strafrechtlich relevanten Vergehen vorlägen. Auch der Neubau des Willi-Graf-Hauses sei nicht der ausschlaggebende Faktor für die Insolvenz gewesen, wenngleich gestiegene Baukosten eine Rolle gespielt hätten.
Krise als Chance?
Die Insolvenz der Stiftung Langwied zeigt einmal mehr, wie fatal falsche wirtschaftliche Weichenstellungen sein können. Doch Müller und sein Team sehen in der Krise eine Chance: Ein Neustart mit klaren finanziellen Strukturen und einer nachhaltigen Planung soll die Stiftung nicht nur retten, sondern für die Zukunft besser aufstellen.
Ob dieser Plan aufgeht? Die kommenden Monate werden es zeigen. Sicher ist: Die Pflegebranche steht unter Druck, und wirtschaftliches Missmanagement kann sich niemand mehr leisten. Es bleibt zu hoffen, dass die richtigen Entscheidungen nun zur richtigen Zeit getroffen werden.
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