Saskia Esken: „Ich war das Ziel einer öffentlichen Jagd“

Saskia Esken über ihren Rückzug: Zwischen Jagd, innerem Frieden und Neustart
Wenn Politik zur Jagd wird
Berlin. Was bleibt, wenn der Applaus verstummt? Für Saskia Esken, langjährige Co-Vorsitzende der SPD, ist es eine Mischung aus Erleichterung, Wunden – und dem festen Willen, weiterzumachen. In einem aufschlussreichen Interview mit der taz spricht Esken erstmals offen über das Gefühl, gejagt worden zu sein – von Medien, von politischen Gegnern, aber auch aus den eigenen Reihen.
„Wenn die öffentliche Jagd begonnen hat, werden positive Stimmen auch gern ignoriert“, sagt sie. Eine Aussage, die sitzt.
Kritik, Ignoranz und mediale Verzerrung
Ein Beispiel, das sie besonders getroffen habe, sei der Umgang mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. Diese habe in einem Interview lediglich Lars Klingbeil als SPD-Chef unterstützt. Dass man sie nicht auch nach Esken gefragt habe, sei bewusst inszeniert gewesen – die mediale Interpretation: Bas schweigt zu Esken. Für die scheidende Vorsitzende eine „miese Tour“.
Solche Momente, so macht Esken klar, waren keine Einzelfälle. Sie offenbaren, wie verletzlich das politische Geschäft sein kann – und wie brutal es wird, wenn die eigene Person zur Projektionsfläche für Unmut wird.
Der Druck von innen – und das Schweigen
Doch nicht nur die Medien haben Esken zugesetzt. Auch innerhalb der Partei war der Gegenwind spürbar. Ihr Landesverband in Baden-Württemberg nominierte sie nicht mehr für den Vorstand. Die Worte von SPD-Generalsekretär Sascha Binder, sie gehöre nicht zu den „vier besten SPD-Frauen“, hallen nach. Eine Bewertung, die manchem wie ein Stich ins politische Herz erscheint.
Trotzdem: Kein öffentliches Nachtreten. Kein verbitterter Abschied.
„Ich bin mit mir im Reinen“
Stattdessen eine erstaunliche Gelassenheit. „Ich bin mit mir im Reinen“, sagt Esken. Ein Satz, der wirkt wie ein innerer Schlussstrich. Ja, die Anspannung sei groß gewesen. Ja, der Rückzug sei befreiend. Doch Verbitterung? Fehlanzeige.
Was nun kommt? Ein Neuanfang – nicht im Rampenlicht, aber mit Substanz. Im Ausschuss für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend will sie künftig fachlich mitgestalten. Und sogar CDU-Bildungsministerin Karin Prien bekommt Lob: ein „Glücksgriff“, wie Esken sagt.
Was bleibt von Saskia Esken?
Die SPD-Linke war stets umstritten. Klar in der Haltung, unbequem im Ton, konsequent in der Sache. Für manche war sie das Rückgrat sozialdemokratischer Prinzipien. Für andere: ein Bremsklotz auf dem Weg zur Macht.
Doch egal, wie man zu Saskia Esken steht – ihr Abgang ist mehr als nur ein Personalwechsel. Es ist ein Spiegel für die Zerreißproben, denen Politikerinnen ausgesetzt sind. Und ein Signal, dass Haltung manchmal leiser, aber nachhaltiger ist als jedes Machtwort.
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- Mit Material von taz.de
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