Bandengewalt in Haiti treibt immer mehr Familien in die Flucht

Gewaltwelle in Haiti: Mehr als 360.000 Familien auf der Flucht – SOS-Kinderdörfer schlagen Alarm
Port-au-Prince. Im Zuge der zunehmenden Gewaltwelle in Haiti stehen immer mehr Familien vor der Zerreißprobe, gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, wie Berichte der SOS-Kinderdörfer nahelegen. In der Hauptstadt Port-au-Prince und darüber hinaus haben kriminelle Banden die Oberhand gewonnen, verbreiten weitreichendes Unbehagen durch Brandstiftung und Gewaltakte und zwingen dadurch über 360.000 Haushalte zur Flucht. Nach Aussage von Faimy Loiseau, der Landesverantwortlichen der SOS-Kinderdörfer in Haiti, suchen diese Familien Zuflucht vor der eskalierenden Unsicherheit, um das Wohl und die Sicherheit ihrer Kinder zu gewährleisten, obwohl sie damit vor enormen Herausforderungen stehen: Verlust von Eigentum, Nahrungsmangel und einem Mangel an grundlegender Sicherheit.
Die Nahrungsmittelknappheit, von der aktuell etwa 5 Millionen Menschen, die Hälfte der Bevölkerung Haitis, betroffen sind, verschärft sich weiterhin. Dies führt insbesondere bei den jüngsten und vulnerabelsten Mitgliedern der Gesellschaft zu ernsthaften Gesundheitsrisiken, Entwicklungsstörungen und in tragischen Fällen zum Tod. Loiseau erläutert, wie die Aktivitäten der Banden, einschließlich der Zerstörung von Geschäften und der Blockade von Häfen, die Lebensmittelpreise in die Höhe schnellen lassen.
Unterdessen werden Schulen und öffentliche Gebäude in Notunterkünfte umgewandelt, während viele Familien auf der Straße leben müssen. Kinder leiden besonders unter diesen Bedingungen, da sie nicht nur ihrer Bildungschancen beraubt werden, sondern auch dem Risiko ausgesetzt sind, von kriminellen Gruppierungen für deren Zwecke missbraucht zu werden. Zusätzlich sind die hygienischen Bedingungen in den provisorischen Unterkünften mangelhaft, was das Risiko von Infektionskrankheiten erhöht, während medizinische Einrichtungen entweder zerstört wurden oder überlastet sind.
Die SOS-Kinderdörfer setzen sich unermüdlich für die Unterstützung der betroffenen Familien und Kinder in Haiti ein, bieten Obdach, Nahrung und psychologische Betreuung und setzen ihre Bildungsprogramme unter schwierigen Bedingungen fort. Notreserven sind angelegt, um auf eine weitere Verschlechterung der Situation vorbereitet zu sein.
Zugleich zeigt der globale Kontext, dass die Zahl der Kinder, die weltweit vor Gewalt und Konflikten fliehen müssen, dramatisch gestiegen ist, mit einer Zunahme von geschätzt 230 Prozent auf 36,5 Millionen im Zeitraum von 2010 bis 2021. Die SOS-Kinderdörfer widmen sich mit der Serie „Kinder auf der Flucht“ den Herausforderungen dieser Kinder und den langfristigen Folgen der Fluchtbewegungen.