Ein drastischer Kurswechsel in der US-Außenpolitik

US setzt Militärhilfe für die Ukraine aus: Konsequenzen für den Krieg und Europas Rolle
Washington. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hat Medienberichten zufolge beschlossen, alle Militärhilfen für die Ukraine vorerst einzustellen. Damit würde für das von Russland angegriffene Land das schlimmste Szenario eintreten: Ein zentraler Pfeiler der westlichen Unterstützung fiele weg. Die Entscheidung, die laut „New York Times“ auf eine direkte Weisung Trumps zurückgeht, könnte den Kriegsverlauf erheblich beeinflussen.
Ein hochrangiger Regierungsbeamter bestätigte, dass die Waffenlieferungen und finanzielle Unterstützung von mehr als einer Milliarde US-Dollar einer „umfassenden Überprüfung“ unterzogen werden. Trump selbst betonte in einem Statement, dass er „Frieden“ wolle und alle Partnerländer sich diesem Ziel ebenfalls verpflichten müssten. Insbesondere fordert er, dass sich die Ukraine zu Friedensverhandlungen mit Russland bereit erklärt.
Dramatische Folgen für die Ukraine: Militärische Lücken und strategische Schwächen
Bisher waren die USA der wichtigste militärische Partner Kiews. Seit Beginn der russischen Invasion 2022 stellten die Vereinigten Staaten mehr als 120 Milliarden Dollar an Unterstützung bereit, darunter 67,3 Milliarden Dollar für Waffen, Munition und militärische Ausrüstung. Ohne diese Lieferungen dürfte die Ukraine Schwierigkeiten haben, ihre Luftverteidigung, Logistik und Artilleriemunition aufrechtzuerhalten. Besonders betroffen sind die Luftabwehrsysteme des Typs Patriot, deren Raketen nahezu ausschließlich von den USA geliefert wurden.
„Die Ukraine hat alternative Beschaffungsmöglichkeiten, aber es wird kaum möglich sein, kurzfristig den Wegfall der US-Hilfen zu kompensieren“, erklärte Verteidigungsminister Rustem Umerow. Zudem stellt die US-Regierung Kiew bislang auch nachrichtendienstliche Informationen sowie Schulungsmaßnahmen bereit – ein kritischer Faktor für die ukrainische Kriegsführung.
Europas Rolle: Kann die EU die Lücke schließen?
Die zentrale Frage bleibt, ob Europa den Wegfall der US-Hilfen ausgleichen kann. Laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft haben europäische Länder bislang rund 138 Milliarden Dollar an militärischer und humanitärer Hilfe bereitgestellt – jedoch ist die Abhängigkeit von US-Lieferungen in vielen Bereichen groß. Insbesondere bei Munition, Panzerabwehrwaffen und Luftverteidigungssystemen dürften europäische Armeen nicht sofort Ersatz liefern können.
Russland reagierte prompt auf die Meldungen aus Washington. Moskaus Gesandter bei internationalen Organisationen, Michail Uljanow, betonte, dass jegliche Form von Friedenstruppen in der Ukraine von Russland strikt abgelehnt werde. „Die Europäische Union ist nicht unparteiisch, und Friedenstruppen müssen es sein“, erklärte er auf Telegram.
Eskalation oder erzwungene Diplomatie?
Die Entscheidung der USA, die Ukraine-Hilfen einzufrieren, könnte eine massive Zäsur im Kriegsverlauf bedeuten. Kiew steht vor der Herausforderung, alternative Waffenquellen zu erschließen und gleichzeitig diplomatische Wege zu beschreiten. Ob dies möglich ist, hängt nicht nur von den EU-Staaten ab, sondern auch von der politischen Entwicklung in Washington selbst. Eine Rücknahme der Entscheidung erscheint nicht ausgeschlossen, sollte internationaler Druck auf die Trump-Administration wachsen.
Europa könnte nun gezwungen sein, eine aktivere Rolle in der geopolitischen Sicherheitsarchitektur zu übernehmen – eine Verantwortung, auf die die EU bislang nur unzureichend vorbereitet ist.
- washingtonpost.com