Klage gegen Apple: Siri-Werbung täuscht Kunden des iPhone 16

Verführerisch, aber unvollständig: Warum Apple nun vor Gericht steht – und was das für Verbraucher bedeutet
Haben Sie sich schon einmal von einer Werbung verführen lassen? Vielleicht ein neues Auto, das wie von Zauberhand einparkt, ein Parfüm, das Abenteuer verspricht – oder eben ein Smartphone, das klüger wirkt als je zuvor. Genau hier beginnt unsere Geschichte. Und sie endet – zumindest vorläufig – vor einem US-Gericht in Kalifornien.
Apple, der unangefochtene Meister der Inszenierung, der mit Hochglanzvideos und wohlüberlegten Botschaften ganze Märkte bewegt, sieht sich aktuell mit einer Sammelklage konfrontiert. Der Vorwurf: Irreführung der Käufer. Der Auslöser: Ein Werbespot, der Erwartungen weckte, die (noch) nicht erfüllt wurden.
Im Mittelpunkt steht ein Spot aus dem vergangenen Herbst. Die junge Schauspielerin Bella Ramsey – bekannt aus der gefeierten Serie The Last of Us – interagiert darin mit einer erstaunlich menschlichen Siri. Sie erinnert sich, stellt kontextbezogene Fragen, führt ein beinahe intuitives Gespräch. Begleitet vom Song I am Genius und untermalt von Apples typischer Ästhetik, schien das neue iPhone 16 Pro nicht nur ein Gerät, sondern ein Versprechen zu sein: Willkommen im Zeitalter der intelligenten Assistenten!
Ein Versprechen, das (noch) keines war
Doch was nach Zukunft klang, blieb – zumindest bisher – eine Vision. Die kontextbasierte Siri-Funktion, eine der tragenden Säulen der Kampagne, ist bis heute nicht verfügbar. Apple selbst kündigte im März an, dass sich die Einführung dieser Funktion auf das nächste Jahr verschiebt. Ein schriftlicher Hinweis dazu war zwar im Spot enthalten – klein, unscheinbar und unkonkret. Welche Features konkret betroffen sind? Das blieb offen. Für viele Käufer ist genau das ein Problem.
Denn in der Klageschrift heißt es, dass Apple bewusst Erwartungen geschaffen habe, die nicht erfüllt wurden. Die Werbung habe das Fernsehen, das Internet und andere Kanäle durchdrungen – stets mit der klaren Botschaft: Diese Funktionen sind beim Kauf verfügbar. Die Realität sieht anders aus.
Marketing oder Manipulation?
Natürlich stellt sich die Frage: Wo endet geschicktes Marketing – und wo beginnt Irreführung? Werbung lebt von Visionen, von einem Blick in die Zukunft, oft ein wenig überhöht, manchmal gewollt idealisiert. Doch wenn Funktionen konkret angepriesen werden, muss man sich auf deren Verfügbarkeit verlassen können. Alles andere kratzt nicht nur am Image, sondern – wie in diesem Fall – möglicherweise auch am Wettbewerbsrecht.
Apples Reaktion? Bisher: Schweigen. Zwar wurde der Spot von YouTube entfernt, auf der Website des Unternehmens finden sich mittlerweile Hinweise auf die noch fehlenden Features. Doch laut Klageschrift seien „ähnlich irreführende Darstellungen“ nach wie vor im Umlauf.
Was bedeutet das für Verbraucher – und für Apple?
Sollte die Klage Erfolg haben, könnten Entschädigungszahlungen im Raum stehen. Ein finanzieller Schaden für Apple? Vermutlich verkraftbar. Doch der Imageverlust wiegt schwerer. Vertrauen ist die Währung, mit der Marken wie Apple handeln. Und dieses Vertrauen bekommt derzeit Kratzer.
Gleichzeitig wirft der Fall ein Schlaglicht auf ein grundlegendes Thema im digitalen Zeitalter: Wie transparent muss Technologie-Marketing heute sein? Reicht ein Sternchen im Kleingedruckten aus – oder müssen Unternehmen mehr Verantwortung übernehmen für die Erwartungen, die sie selbst erzeugen?
Fazit: Mehr Klarheit, bitte!
Apple hat über Jahre hinweg Maßstäbe gesetzt – technologisch wie emotional. Doch mit großer Macht kommt auch große Verantwortung. Wer als Innovationsführer auftritt, sollte nicht nur mit glänzenden Produkten, sondern auch mit glaubwürdiger Kommunikation überzeugen. Denn Vertrauen, einmal erschüttert, lässt sich nicht so leicht wiederherstellen – egal, wie brillant das nächste Produkt inszeniert wird.
Und Sie? Haben Sie schon einmal ein Produkt gekauft, weil ein Versprechen Sie überzeugt hat – und wurden dann enttäuscht? Teilen Sie Ihre Erfahrungen. Denn vielleicht ist es an der Zeit, dass nicht nur Unternehmen, sondern auch wir als Konsumenten ein wenig kritischer hinschauen.
- axios.com