VW ringt mit Trump-Regierung um US-Zukunft

Wenn Zölle zur Waffe werden: VW sucht den Ausweg im Trump-Amerika
Kaum ein Schlag trifft die deutsche Wirtschaft so empfindlich wie Handelszölle – besonders, wenn sie aus Washington kommen. Die jüngsten Entscheidungen der US-Regierung, neue Importzölle auf Autos zu erheben, lassen in Wolfsburg, Stuttgart und München die Alarmglocken schrillen. Und mittendrin: Volkswagen. Doch statt sich zurückzuziehen, geht der Konzern in die Offensive – mit Verhandlungen, Visionen und vielleicht einem Werk für Audi auf amerikanischem Boden.
Ein Drahtseilakt zwischen Politik und Produktion
Was tun, wenn politische Entscheidungen ganze Lieferketten ins Wanken bringen? VW-Konzernchef Oliver Blume setzt auf Dialog statt Eskalation – und bringt in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine überraschende Option ins Spiel: Eine Audi-Produktion in den USA. „Wir haben eine Vorwärtsstrategie mit spannenden Projektansätzen, maßgeschneidert und attraktiv für den US-amerikanischen Markt“, so Blume. Ein Satz, der klingt wie aus einem Investorenprospekt – aber doch mehr ist: ein strategisches Angebot an Donald Trump.
Warum das alles? Ganz einfach: Die USA sind für VW ein Schlüsselmarkt. 380.000 Neuwagen setzte allein die Kernmarke Volkswagen dort im vergangenen Jahr ab – das sind acht Prozent des weltweiten Absatzes. Und obwohl VW bereits in Tennessee produziert, kommen zwei Drittel der Fahrzeuge noch immer aus dem Ausland. Das macht den Konzern extrem anfällig für Strafzölle – und zwingt ihn zum Handeln.
Audi nach Amerika? Warum das mehr als ein PR-Coup wäre
Eine Audi-Produktion in den USA wäre nicht nur ein symbolischer Akt, sondern ein massives Investment – und ein klares Bekenntnis zum Markt. Bisher bedient Audi den US-Markt ausschließlich über Importe. Ein Werk auf amerikanischem Boden könnte Zollkosten senken, Jobs schaffen und – das dürfte Trump gefallen – sein Mantra „Make America Great Again“ mit Leben füllen.
Und Porsche? Hier bleibt Blume realistisch: Die geringe Stückzahl lohne sich für eine US-Produktion nicht. Eine ehrliche Antwort – und vielleicht auch ein Signal dafür, dass nicht jedes Modell für den Zollkompromiss geopfert werden kann.
Die USA als heißes Pflaster – auch für amerikanische Hersteller
Doch es sind nicht nur deutsche Autobauer, die ins Schwitzen geraten. Auch in den USA selbst zeigen die Zölle Wirkung. Volvo etwa kündigt an, bis zu 800 Stellen zu streichen – an gleich drei US-Standorten. Ford hat den Export bestimmter Modelle nach China ganz eingestellt, darunter den Mustang und den Bronco. Das Problem: Unsicherheit. Wer heute nicht weiß, was morgen gilt, produziert lieber auf Vorrat – oder gar nicht.
Und währenddessen? Wartet die Industrie auf klare Ansagen. Auf echte Verlässlichkeit. Auf Spielregeln, die nicht alle drei Monate neu geschrieben werden.
Zölle mit Aufschub? Die Hoffnung stirbt zuletzt
Immerhin: Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt. Trump stellte zuletzt eine temporäre Ausnahme in Aussicht – damit Autobauer Zeit gewinnen, ihre Lieferketten anzupassen. Doch wie viel ist ein Versprechen wert, wenn es nicht in Gesetzesform gegossen ist?
Ein Werk zu bauen dauert Jahre. Preise zu erhöhen? Nur wenige Wochen. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit – bei dem deutsche Autobauer nicht länger zusehen können.
Mut zur Bewegung – oder Stillstand im Rückspiegel?
VW geht voran. Mit Gesprächen, Ideen und einem mutigen Vorstoß für Audi. Doch ob das reicht, um die Zölle zu umgehen? Das steht in den Sternen – oder besser gesagt: im Weißen Haus. Sicher ist nur eines: Wer jetzt nicht handelt, wird abgehängt.
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- Nachrichtenagentur Reuters